Später Patzer in Stuttgart: Fans zweifeln an Mentalität des BVB

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Trotz einer 2:0-Führung zur Pause, fast einer Stunde überzahl und dem vermeintlichen Siegtreffer in der Nachspielzeit spielte Borussia Dortmund am Samstag beim VFB Stuttgart nur 3:3. Mit einem Sieg wäre der BVB wieder punktgleich mit Tabellenführer Bayern München. Durch den unnötigen Punktverlust beträgt der Abstand weiterhin zwei Zähler. FanQ hat die deutschen Fußballfans gefragt, ob solche Ausrutscher gegen Abstiegskandidaten den Borussen den Meistertitel kosten werden und ob sich die Mannschaft die Mentalitätsfrage gefallen lassen muss.

Coulibaly mit bitterem Debüt – Terciz hält ehrlichen Monolog

„Es gibt Gründe, warum wir es nicht geschafft haben in den letzten zehn Jahren, ganz oben zu stehen“, analysierte BVB-Trainer Edin Terzic klar und enttäuscht nach Abpfiff in Stuttgart. 2012 standen die Dortmunder zuletzt zum Saisonende auf Platz eins der Bundesligatabelle. Seitdem feierte Rivale Bayern München Titel um Titel. In dieser Spielzeit schwächelt der oftmals so übermächtige FCB jedoch gewaltig. Auch der Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel brachte Unruhe in den Verein und nicht die gewünschten Ergebnisse. Neben dem Ausscheiden im DFB-Pokal gegen Freiburg und dem wahrscheinlichen frühzeitigen Knockout in der Königsklasse gegen Manchester City läuft es unter Tuchel auch im Ligaalltag nicht rund. Zwar stehen die Münchener durch sein erfolgreiches Debüt gegen Dortmund wieder an der Tabellenspitze, doch gegen Hoffenheim reichte es nur zu einem enttäuschenden 1:1. Es war die Chance für den BVB, mit einem eigenen Sieg wieder punktgleich mit den Bayern zu ziehen. Einzig das Torverhältnis würde die Dortmunder von der Tabellenführung trennen. Doch wie so oft in den vergangenen Jahren warf die Borussia die große Chance leichtfertig weg. Eigentlich war die Begegnung gegen den abstiegsbedrohten VFB Stuttgart schon zur Halbzeit entscheiden.

Nach 26 Minuten brachte der starke Malen den Ball flach in den Strafraum und Haller netzte eiskalt aus kurzer Distanz zur Führung ein. Nur wenige Minuten später legte Malen selbst nach. Gegen drei Stuttgarter setzte sich der Niederländer durch und traf zum vermeintlich komfortablen 2:0. Durch zwei taktische Fouls kurz hintereinander sah Mavropanos auf Seiten der Schwaben noch vor dem Halbzeitpfiff die Gelb-Rote-Karte. Doch trotz des Rückstandes und der Unterzahl gab sich die Mannschaft von Sebastian Hoeneß nicht geschlagen und spielte weiter mutig nach vorne. Zunächst hatte der BVB noch Glück, dass ein Treffer von Guirassy aufgrund einer knappen Abseitsposition aberkannt wurde, doch dann begann die irre Schlussphase. Tanguy Coulibaly traf erst zum Anschluss (78.) und nach einer Ecke glich Vagnoman zum 2:2 aus (84.). Der BVB zeigte jedoch eine wütende und entschlossene Schlussoffensive und kam durch Joker Giovanni Reyna zum viel umjubelten erneuten Führungstreffer kurz vor Abpfiff (90.+3). Während der mitgereiste Dortmund-Anhang auf der Tribüne bereits die Meistergesänge anstimmte, sorgte Silas mit seinem Ausgleich für den spektakulären Schlusspunkt (90.+7).

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Dem 3:3 in letzter Sekunde ging ein gescheiterte Klärungsversuch von Soumaila Coulibaly voraus. Der 19-Jährige wurde zur Halbzeit für den angeschlagenen Mats Hummels eingewechselt und avancierte in der Nachspielzeit mit seinem Fehler zum Pechvogel der Partie. Die Stamminnenverteidigung der Dortmunder um Niklas Süle (muskuläre Probleme) und Nico Schlotterbeck (Muskelfaserriss) fehlte in Stuttgart komplett, sodass der Franzose zu seinem Debüt kam. Terzic nahm seinen jungen Schützling jedoch in Schutz. Coulibaly sei der „letzte den wir heute als Sündenbock haben wollen“. Trotz des Luftlochs glaubt die Mehrheit der Fans, dass der Youngster in den nächsten Spielen weitere Einsätze bekommen wird. Für 59,1 % der Abstimmenden im Rahmen einer Umfrage von FanQ gehören Fehler bei der Entwicklung von jungen Spielern dazu. Für Terzic war es auch nicht ein anderer einzelner Spieler, der das Unentschieden verschuldet hat. „Wir haben als Mannschaft eine riesige Chance liegen lassen und das ist brutal enttäuschend“, erklärte der Trainer ernüchtert. FanQ hat die deutschen Fußballfans gefragt, ob es Ausrutscher gegen die vermeintlichen Underdogs sind, die den BVB erneut die Meisterschaft kosten werden. Für 84,8 % der Umfrageteilnehmer*innen wären am Ende die verpassten Zähler gegen Abstiegskandidaten der entscheidende Grund für den verpassten Titel.

Die Begegnung gegen den VFB weckte bittere Erinnerungen an das Heimspiel gegen Werder Bremen. Auf unerklärliche Weise verspielte der BVB eine souveräne 2:0-Führung und verlor durch drei Treffer ab der 89. Minute noch sichere drei Punkte. Dass erneut zwei Zähler leichtfertig in der Schlussphase verschenkt worden, ärgerte auch Sportchef Sebastian Kehl. Er fühlte „Frust“ und eine „gewisse Aggressivität“. Man habe sich erneut „vieles kaputt gemacht“. Die sensationelle Aufholjagd mit acht Siegen in Folge zu Jahresbeginn könnte nach 34 Spieltagen erneut nicht belohnt werden, da die Schwächephase von der Konkurrenz aus München nicht genutzt werden kann. „Wenn wir die Spiele nicht gewinnen, können wir es auch vergessen, nach oben zu schauen, wie die Bayern spielen“, hielt Salih Özcan nüchtern fest. Dem BVB droht damit die nahezu jährliche Debatte um die eigene Mentalität. Für die deutschen Fußballfans stellt sich die Mentalitätsfrage jedoch völlig zurecht. Für 77,2 % von ihnen müssen die Spieler und der Verein sich die Charakterfragen gefallen lassen.

 

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