Schon über 50 Trainerwechsel in den Top-Ligen: Fans fordern mehr Stabilität

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Bayern entlässt vor dem entscheidenden Saisonendspurt Julian Nagelsmann, Graham Potter blieb nur ein knappes halbes Jahr auf Chelseas Trainerbank und auch Tottenham sucht bereits nach dem perfekten Nachfolger für Antonio Conte. Nicht nur im Abstiegskampf ziehen immer mehr Vereine frühzeitig die Reißleine und tauschen den Trainer aus. FanQ hat die deutschen Fußballfans gefragt, ob ein Trainerwechsel überhaupt der beste Weg aus einer Krise ist und wie sie die einzelnen Entscheidungen bewerten.

Lampard kehrt kurzzeitig zu Chelsea zurück – im Sommer dreht sich das Trainerkarrussel weiter

Es wäre eine dieser Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Thomas Tuchel trifft im Halbfinale der Champions League auf Julian Nagelsmann. Es spielt der FC Bayern München gegen den FC Chelsea. Doch während zu Saisonbeginn noch Tuchel in London an der Seitenlinie stand und Nagelsmann auf der Münchener Trainerbank coachte, hätten sie jeweils an der Stelle des anderen gestanden. Doch dafür hätten die beiden Klubs sich zunächst einmal in den schwierigen Duellen gegen Real Madrid und Manchester City durchsetzen müssen und vor allem Nagelsmann nur wenige Tage nach seiner Entlassung bei Bayern Chelsea direkt übernehmen müssen. Die märchenhafte Story ist jedoch zunächst geplatzt, wenn auch vielleicht nur um einige Monate aufgeschoben. Laut Medienberichten wird bei den „Blues“ Frank Lampard als Interimslösung bis zum Saisonende als alter (Lampard hatte das Amt bereits von Sommer 2019 bis Januar 2021 inne, ehe er durch Tuchel ersetzt wurde) und neuer Coach übernehmen. Mit gerade einmal 2,2 von fünf möglichen Sternen bewerten die Fans in einer Umfrage von FanQ diese Entscheidung.

In der Zwischenzeit werden die Verantwortlichen weiter nach dem perfekten Nachfolger für Graham Potter suchen. Potter kostete eine Rekordablöse und wurde vor der aktuellen Saison mit einem Fünf-Jahres Vertrag ausgestattet. Zwar erreichte er das Viertelfinale der Champions League, doch in der heimischen Liga wusste Chelsea nur selten zu überzeugen und droht, das internationale Geschäft zu verpassen. Insgesamt sieben Kandidaten werden bei den „Blues“ für die kommende Saison gehandelt. Mit José Mourinho, Zinedine Zidane und Luis Enrique stehen einige prominente Namen auf dem Wunschzettel der Verantwortlichen. Als Favorit gilt jedoch Julian Nagelsmann. Nagelsmann selbst wurde in der vergangenen Länderspielpause beim deutschen Rekordmeister entlassen, trotz zweier souveräner Siege im Achtelfinale der Champions League gegen PSG, dem Erreichen des Viertelfinales im DFB-Pokal und nur einem Punkt Rückstand hinter Tabellenführer Dortmund in der Bundesliga. Bei den Fans würde ein neues Engagement in England sehr gut ankommen. Für 44,6 % der Abstimmenden bei einer FanQ-Umfrage wäre er die optimale Lösung bei Chelsea. Die Entscheidung, sich nach nicht einmal einer ganzen Saison schon wieder von Potter zu trennen, liegt in der Premier League im Trend. In der laufenden Spielzeit wurden bereits 13 Trainer ausgetauscht. Zusammen mit der französischen Ligue A der Höchstwert in der europäischen Top-Ligen. Insgesamt stehen sich die stärksten fünf Spielklassen in Sachen „Hire-and-Fire-Mentalität“ kaum etwas nach. 43 der 98 Erstligisten tauschten in insgesamt 52 Trainerwechseln den Coach aus.

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Auch in der Bundesliga ist der Job als Trainer alles andere als sicher. Bereits acht Wechsel wurden auf der Trainerbank bisher vollzogen. Nicht auszuschließen, dass im Abstiegskampf noch weitere hinzukommen, wenn es darum geht, vor den letzten Spielen mit einem „Feuerwehrmann“ nochmal neue Impulse zu setzen. Das prominenteste Beispiel ist der VFB Stuttgart. Zu Saisonbeginn saß noch Pellegrino Matarazzo auf der Trainerbank der Schwaben. Ab Oktober übernahm Michael Wimmer als Übergangslösung und auf ihn folgte Bruno Labbadia. Nach nur einem Sieg in den letzten zwölf Begegnungen und dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz trennte sich der Verein jedoch nach 119 Tagen bereits wieder von ihm. Sebastian Hoeneß soll nun als vierter Trainer innerhalb einer Spielzeit den Abstieg verhindern, was ihm laut einer Umfrage von FanQ zufolge auch 42,8 % der Fans zutrauen. Im Pokal konnte der Neutrainer einen gelungenen Einstand feiern und zog mit seiner Mannschaft nach dem Sieg in Nürnberg in das Halbfinale des DFB-Pokals ein. Ob der berühmte „Trainereffekt“ auch in der Liga zum langfristigen Erfolg führen wird, bleibt abzuwarten. FanQ hat die deutschen Fußballfans gefragt, ob die ständigen Trainerwechsel der beste Weg sind, um einen Verein aus der Krise zu führen.

Dass ein neuer Trainer innerhalb einer Saison bereits Wunder bewirken kann, zeigt ein Blick in die 2. Bundesliga. Gegen Ende des Jahres entließ der FC St. Pauli Timo Schultz und stellte Fabian Hürzeler als seinen Nachfolger vor. Seit der junge Coach die „Kiezkicker“ übernommen hat, gewann seine Mannschaft alle neun Partien in der Liga. Er feierte damit nicht nur einen neuen Rekord, sondern führte seine Mannschaft aus dem Abstiegskampf rechtzeitig zum Schlussspurt ins Aufstiegsrennen. Auch aufgrund seines Beispiels gaben 31,1 % der Abstimmenden an, dass ein Trainerwechsel oftmals eine schnelle und auch gute Lösung ist, um die Situation eines Vereins zu verbessern. Die Mehrheit der Fans sieht die Schnelllebigkeit auf der Trainerbank jedoch kritisch. Die Chance, über mehrere Spielzeiten eine Mannschaft, ein bewusstes Spielsystem und eine eigene Idee aufzubauen, wird vielen Coaches frühzeitig genommen, da der aktuelle Erfolg über den langfristigen gestellt wird. Dementsprechend fordern 48,7 % der Umfrageteilnehmer*innen, dass länger an den Trainern festgehalten wird. Schließlich könnten auch die besten Trainer schlechte Kaderplanung nicht kaschieren und Vereine von heute auf morgen umkrempeln.

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