Schalke 04 trennt sich von Frank Kramer – Für 81,51 % der Fans kommt das zu spät

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Von Jasmin Eigl und Alexander Klampfl

Der FC Schalke 04 hat sich nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal gegen die TSG Hoffenheim von Trainer Frank Kramer getrennt. Der Aufsteiger reagierte damit auf den sportlich ernüchternden Start in diese Spielzeit. Trotz ihrer 0:3-Heimniederlage in der Bundesligapartie gegen die Kraichgauer am vergangenen Freitag attestierten die S04-Verantwortlichen der Mannschaft noch eine positive Entwicklung. Doch nach der deutlichen 1:5-Pokalpleite am Dienstag in Hoffenheim hat die Schalker Führungsetage um Rouven Schröder ihren Übungsleiter nun doch von seinen Aufgaben entbunden. FanQ hat die deutschen Fußballfans befragt, ob die Verantwortlichen des Clubs zu lange an Frank Kramer festgehalten haben.

Knäbel: „Wir werden uns in allem Bereichen signifikant verbessern müssen“

Das Team um den neu in der Anfangsformation stehenden Kapitän Latza wirkte von Beginn an verunsichert. Offensiv gelang den ‚Königsblauen‘ nur wenig und defensiv wirkte die neu formierte Dreierkette oft desorientiert. Schon nach wenigen Minuten machten die Kraichgauer sich das zu Nutze und kamen durch Angeliño erstmals gefährlich vor das Tor der Gäste (3. Spielminute). Zwei Zeigerumdrehungen später verlor Latza die Kugel gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Kabak. Dieser schaltete schnell und bediente Dabbur, der souverän ins kurze Eck zur 1:0-Führung für seine Farben vollendete (5.). Die Schalker waren geschockt und konnten sich bis auf einige wenig gefährliche Distanzschüsse im ersten Durchgang keine nennenswerten Tormöglichkeiten erspielen. Ganz anders die Hausherren, die die Führung nach einer guten Viertelstunde durch einen Distanzschuss von Angeliño, bei dem Schwolow nicht von jeglicher Mitschuld freizusprechen war, verdoppelten (16.). Kramer reagierte und brachte noch in der ersten Halbzeit Aydin, der gleich mehrere taktische Veränderungen – u.a. die Umstellung von Dreier- auf Viererkette – an seine Mitspieler weitergab, für den überforderten Mohr (40.). Doch schon wenig später mussten die ‚Knappen‘ trotzdem den nächsten Gegentreffer hinnehmen. Dabburs Doppelpass mit Geiger hebelte die komplette Schalker Hintermannschaft aus, ehe der Israeli zum 3:0 einschoss (43.).

Obwohl die Partie längst entschieden war, machten die Kraichgauer im zweiten Spielabschnitt weiter, wo sie in den ersten 45 Minuten aufgehört hatten. So erzielte auch Kabak sein Tor gegen seinen alten Club. Er köpfte die Kugel nach einem Freistoß von Skov zum 4:0 ein (51.). Anschließend nahm das Team von Coach André Breitenreiter etwas Tempo aus der torreichen Begegnung. Trotzdem durfte auch der eingewechselte Kadarabek nach etwas mehr als einer Stunde einen gut vorgetragenen Angriff über die linke Seite von Angeliño veredeln und zum 5:0 für die Gastgeber einnetzen (63.). Auf der anderen Seite erzielte der neu ins Spiel gekommene Drexler nach einem Spielzug über die ebenfalls frischen Karaman und Polter wenig später den Ehrentreffer für die ‚Königsblauen‘ (69.). Im Anschluss passierte nicht mehr viel, sodass es beim deutlichen 5:1-Erfolg der Hoffenheimer über desolate Schalker blieb.

Frank Kramer attestierte seiner Mannschaft nach dem Abpfiff „die schlechteste Saisonleistung“ und ergänzte im Interview mit „Sky“: „Das macht mich fast sprachlos, wie wir dieses Spiel bestritten haben. Mit welcher Wehrlosigkeit wir heute zu Werke gegangen sind, das ist mir ein Rätsel.“ Es sollte eines der letzten Statements des 50-Jährigen als Chefanweiser von Schalke 04 sein. Am Tag nach dem krachenden Pokal-Aus wurde er von den Verantwortlichen des Clubs von seinen Aufgaben entbunden.

„Nach dem Aufstieg haben wir uns gemeinsam einem Ziel verschrieben: dem Klassenerhalt in der Bundesliga. Bis zuletzt waren wir der Überzeugung, dass wir die Trendwende in der bestehenden Konstellation schaffen können. Aus unserer Sicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem wir personelle Veränderungen vornehmen müssen“, wird S04-Sportdirektor Rouven Schröder in einer offiziellen Vereinsmitteilung zitiert. „In den letzten fünf Ligaspielen vor einer außergewöhnlich langen WM-Pause müssen wir punkten, um uns im Anschluss bestmöglich auf eine für unseren Verein wegweisende Rückrunde vorzubereiten“, nahm der 47-Jährige die Mannschaft einmal mehr in die Pflicht.

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„Die Art und Weise, wie wir insbesondere bei den Auswärtsspielen in Leverkusen und Hoffenheim aufgetreten sind, war des FC Schalke 04 nicht würdig“, betont auch Vorstandsmitglied Peter Knäbel. „Unsere Analyse geht auch deshalb über die Einzelperson des Cheftrainers hinaus. Wir werden uns in allen Bereichen signifikant verbessern müssen, um unser großes Ziel – den Klassenerhalt – erreichen zu können“, ergänzte er.

Kramer, welchem die Schalker Verantwortlichen für die „professionelle und engagierte Arbeit“ dankten, hatte erst im Sommer als Nachfolger von Interimscoach Mike Büskens das Traineramt bei Schalke 04 übernommen. „Ich wünsche Schalke 04 und seinen ganz besonderen Fans alles Gute für die Zukunft – und vor allem den Klassenerhalt am Ende der Saison“, äußerte sich der 50-Jährige nach seiner Freistellung, ehe er hinzufügte: „Ich bin sehr dankbar, dass ich Teil dieses großartigen Vereins sein durfte.“

Am vergangenen Wochenende rutschten die ‚Knappen‘ nach der 0:3-Niederlage im Ligaspiel gegen die TSG Hoffenheim erstmals in dieser Spielzeit auf einen direkten Abstiegsplatz ab. Unter Frank Kramer gelang dem FC Schalke 04 in zehn Spielen nur ein einziger Sieg – und zwar gegen das Schlusslicht aus Bochum. Dementsprechend hat S04 kurz vor Ende des ersten Saisondrittels magere sechs Zähler auf dem Konto. Das Training der ‚Königsblauen‘ wird vorerst von den Assistenztrainern geleitet. Als heißer Kandidat auf den vakanten Cheftrainerposten gilt ausgerechnet Thomas Reis, der schon im Sommer in Gelsenkirchen im Gespräch gewesen ist und für dessen Entlassung beim VfL Bochum die Schalker durch den angesprochenen Erfolg über den VfL indirekt gesorgt haben (FanQ berichtete).

In jedem Fall darf der Nachfolger Frank Kramers nach Informationen des „kicker“ weitere Personen in den dann neu zu formierenden Trainerstab mitbringen (zum Beispiel Co-Trainer oder Analysten). Dies ist zwar eigentlich branchenüblich, wurde auf Schalke allerdings aufgrund der speziellen Konstellation mit dem Aufstiegstrainerteam um Mike Büskens und auch aus wirtschaftlichen Gründen anders gehandhabt. Frank Kramer wurde es beispielsweise verwehrt, seine Assistenten selbst zu bestimmen. Das starre Festhalten am funktionierenden Trainerstab der Aufstiegssaison wird rückblickend mittlerweile als wenig zielführend empfunden, da es die Trainersuche, die durch die finanzielle Not des Clubs ohnehin schon erschwert ist, doch unnötig stark eingrenzte.

Angesichts der nun doch erfolgten Trennung von Frank Kramer hat FanQ die Fußballfans in Deutschland befragt, ob die Schalker Verantwortlichen diese Entscheidung hätten früher treffen müssen. Über vier von fünf (81,51 %) der an der Umfrage teilnehmenden Personen sind dabei der Meinung, dass die Entlassung angesichts des katastrophalen Saisonstarts und der fast durchgehend dürftigen Leistungen der Mannschaft zu spät erfolgt ist. Lediglich 12,61 % der Befragten finden, dass die Führungsetage in Gelsenkirchen den Schritt genau zum richtigen Zeitpunkt gewagt hat. Im Moment sieht es jedenfalls danach aus, als wolle die Schalker Führungsriege keine übereilte Entscheidung treffen. Demnach stehen am Sonntag bei Hertha BSC Berlin wohl die Assistenztrainer Matthias Kreutzer und Mike Büskens an der Seitenlinie. Ein generelles Comeback von Mike Büskens als Chefanweiser der ‚Knappen‘ steht aber dem Vernehmen nach nicht im Raum.

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