Schalke 04: Sportdirektor geht, Trainer kommt – Fans bewerten Reis tendenziell als gute Wahl

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Einen Tag nach dem überraschenden Abgang von Sportdirektor Rouven Schröder hat der FC Schalke 04 vermeldet, einen Nachfolger für den in der letzten Woche von seinen Aufgaben entbundenen Frank Kramer gefunden zu haben. Thomas Reis wird neuer Cheftrainer bei den ‚Königsblauen‘, die außerdem kürzlich bestätigten, sich bei der Suche nach Investoren auch mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Clemens Tönnies ausgetauscht zu haben. FanQ hat die deutschen Fußballfans zu den turbulenten Entwicklungen in Gelsenkirchen befragt.

Anhänger vom Abgang des Sportdirektors überrascht

Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 hat seinen neunten Chefanweiser seit David Wagner, der zur Saison 2019/20 das Amt des Übungsleiters in Gelsenkirchen übernahm, gefunden. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir Thomas Reis als neuen Cheftrainer für Schalke 04 gewinnen konnten“, wurde Peter Knäbel, Mitglied des Vorstands und verantwortlich für den Bereich Sport, in der offiziellen Mitteilung auf der Vereinshomepage zitiert. „Kurzfristig wird es für uns darum gehen, aus den vier Spielen bis zur WM-Pause möglichst viele Punkte zu holen. Im Anschluss wird es von entscheidender Bedeutung sein, die lange Winterpause so zu nutzen, dass Mannschaft und Trainerteam optimal vorbereitet in die 19 Partien bis zum Saisonende gehen. Wir sind davon überzeugt, dass Thomas für diese Aufgaben genau der richtige Mann ist“, so der 56-Jährige weiter.

Thomas Reis unterschrieb bei den ‚Knappen‘ einen Kontrakt bis 2024, der ligaunabhängig Gültigkeit besitzt. „Ich freue mich riesig darüber, nun ein Teil des FC Schalke 04 zu sein“, gastand er. „Die Gespräche waren von der ersten Minute an sehr gut. Mit dem Aufstieg in der vergangenen Saison hat Schalke eine unglaubliche Erfolgsgeschichte begonnen, die wir nun mit dem Klassenerhalt weiterschreiben wollen. Die Herausforderung ist ohne Frage eine große, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir die notwendige Qualität im Kader haben, gemeinsam unser großes Ziel zu schaffen“, gab sich der neue S04-Chefanweiser optimistisch.

Reis wurde erst Mitte September beim Reviernachbarn VfL Bochum entlassen – ausgerechnet nach einer 1:3-Niederlage gegen seinen neuen Arbeitgeber Schalke 04. Die Partie war zugleich der bislang einzige Saisonsieg der ‚Königsblauen‘. Jetzt steht der 49-Jährige also beim direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt an der Seitenlinie. Gerüchten zufolge wollten die Schalker Verantwortlichen Reis schon im Sommer nach Gelsenkirchen locken. Ein Wechsel scheiterte aber am Veto des VfL Bochum (FanQ berichtete).

Stattdessen übernahm Frank Kramer die Geschicke beim Aufsteiger. Nach nicht einmal vier Monaten im Amt wurde dieser jedoch nach der katastrophalen 1:5-Pokalpleite in Hoffenheim von seinen Aufgaben entbunden. Wenige Tage zuvor waren die Schalker durch die 0:3-Heimniederlage gegen die TSG auf einen direkten Abstiegsplatz abgestürzt. Weil die ‚Knappen‘ auch am vergangenen Wochenende unter Interimstrainer Matthias Kreutzer bei Hertha BSC mit 1:2 als Verlierer vom Platz gegangen sind, haben sie mittlerweile sogar die rote Laterne übernommen.

Die Verpflichtung von Reis gelang den Schalker Verantwortlichen nur, weil sie sich mit dem VfL Bochum auf eine Ablösesumme in Höhe von 300 000 Euro einigen konnten. Einen Teil davon bezahlt der neue Trainer sogar aus eigener Tasche. Bei der offiziellen Vorstellung des neuen Übungsleiters lobte Knäbel seine „Beteiligung am Auflösungsvertrag“.

Aus aktuellem Anlass hat FanQ die Fußballfans in Deutschland befragt, wie sie die Wahl der Führungsriege der ‚Königsblauen‘ bewerten. Die Anhänger sind tendenziell zufrieden mit der Nachfolgelösung. Sie vergeben hierfür durchschnittlich 3,42 von fünf möglichen Sternen. Über die Hälfte (46,53 %) stimmen dabei mit vier (28,71 %) oder sogar fünf Sternen (17,82 %). Reis kündigte bei seiner offiziellen Vorstellung an, dass er versuchen wolle, „bei den Spielern in die Köpfe zu kommen“ und bei ihnen „die Gier zu entwickeln“. Die Schwierigkeit der Mission Klassenerhalt macht dem 49-Jährigen keine Angst. „Ich versuche, Werte vorzugeben. Dazu gehört Mut“, meinte er.

Knäbel versuchte bei der Gelegenheit, den Diskussionen um den Abgang von Rouven Schröder den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem er verdeutlichte, dass es „eine Innen- und eine Außenansicht“ geben würde. Demnach war der gestrige Tag „kein Chaos-Tag auf Schalke“, wie das Vorstandsmitglied betonte. „Wie wir gehandelt haben, war vorbereitet und strukturiert. […] Schalke brennt nicht“, versicherte er.

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Am Mittwoch hatten die ‚Königsblauen‘ bekanntgegeben, dass Schröder nicht länger Sportdirektor von Schalke 04 sei. Demnach hatte der „Architekt der Aufstiegsmannschaft […] den Vorstand darüber informiert, dass er den Club aus persönlichen Gründen vor Ablauf des Vertrags verlassen“ wollte.

Diesem Wunsch sind die Schalker Verantwortlichen, die nur positive Worte über den 47-Jährigen verloren, nachgekommen. „Rouven hat sich Verdienste um den Klub erworben, deren Bedeutung vielleicht erst in einigen Jahren vollumfänglich bemessen und von der Öffentlichkeit gewürdigt werden“, wurde Knäbel auf der Vereinshomepage zu dieser Personalie zitiert. „Ich sage es ganz deutlich: Ohne die Arbeit von Rouven Schröder würde es den FC Schalke 04 in seiner gewohnten Form nicht mehr geben. Dafür gebührt ihm der Dank aller Schalker“, machte der S04-Sportvorstand deutlich.

Schröder hatte seinen Job als Sportdirektor nach dem Abstieg der ‚Knappen‘ im Sommer letzten Jahres angetreten, den Kader umgekrempelt und den Club trotz des eingeschlagenen Sparkurses zurück ins Fußballoberhaus geführt. „Niemand hatte es Schalke 04 ernsthaft zugetraut, nach nur einem Jahr wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Diese einmalige Erfolgsgeschichte unter finanziell maximal herausfordernden Umständen wird für immer bleiben. Gerne wären wir den eingeschlagenen Weg mit Rouven weitergegangen, sind seinem persönlichen Wunsch dennoch nachgekommen“, betonte Schalkes Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd Schröder.

„Gemeinsam haben wir 18 höchst intensive Monate erlebt. Ich bin dem Vorstand und allen Mitarbeitern sehr dankbar für das Vertrauen und die gemeinsame Zeit. Insbesondere die Wochen rund um den Aufstieg werde ich niemals vergessen“, sagte dessen Namensvetter Rouven zu seinem Abschied. Seine Aufgaben wurden vorerst durch Knäbel und dessen Team übernommen.

FanQ hat die deutschen Fußballfans auch zu dieser Personalie befragt. Die Frage, wie sehr sie vom plötzlichen Rücktritt Rouven Schröders überrascht sind, beantworten die Anhänger im Durchschnitt mit 3,62 von fünf Sternen. Dass die Fans mit diesen Entwicklungen nicht gerechnet haben, wird noch deutlicher, wenn man betrachtet, dass hierbei insgesamt 58,44 % der Befragten mit vier (26,62 %) oder sogar mit der höchstmöglichen Bewertung von fünf Sternen (31,82 %) stimmen.

In der Tat dürfte der Verlust Schröders in der Führungsetage der ‚Knappen‘ für Kopfzerbrechen sorgen. Der bisherige Saisonverlauf hat gezeigt, dass das Team in den meisten Mannschaftsteilen nicht gut genug besetzt ist. In der aufgrund der anstehenden Weltmeisterschaft verlängerten Winterpause besteht nun also Handlungsbedarf. Ein neuer Trainer ist zwar gefunden, aber die Kaderplanung fällt vorübergehend in das Aufgabengebiet von Knäbel, der sich jedoch schon bei seinem Amtsantritt dafür stark gemacht hatte, dass die Position des Sportdirektors auf Schalke besetzt wird, weil er sich selbst in der Rolle des Kaderplaners nicht allzu wohl fühlt. Der Sportvorstand wird zwar durch Chefscout André Hechelmann, Sportreferent René Grotus und Gerald Asamoah, den Leiter der Lizenzspielerabteilung, unterstützt, dennoch ist es kein Geheimnis, dass der Abgang von Schröder dem krisengebeutelten Club vor diesem Hintergrund und angesichts der prekären sportlichen Lage sehr weh tun dürfte.

Weil der Kader der ‚Königsblauen‘ im Winter trotz der schwierigen finanziellen Situation verstärkt werden soll, ist eine erneute Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Investor Clemens Tönnies denkbar. Der Club befinde sich nämlich „im Austausch mit Clemens Tönnies – so wie mit all seinen Sponsoren/Vertretern von Sponsoren. Dazu ist Herr Tönnies S04-Mitglied und war lange AR-Vorsitzender“, twitterte Vereinssprecher Marc Siekmann dazu. Bei den Gesprächen handle es sich allerdings nicht um Verhandlungen über Gelder oder Ähnliches. „Es ist nicht so, dass wir uns grundsätzlich verschließen. Bernd Schröder ist mit ihm in Kontakt. Ob wir ihn ansprechen, wird der Vorstand miteinander beschließen“, ergänzte Siekmann.

In diesem Kontext hat FanQ die Fußballfans in Deutschland befragt, ob sie es angesichts der prekären Lage verstehen können, dass die S04-Bosse sich im Austausch mit Clemens Tönnies befinden. Die Hälfte (50,00 %) der Anhänger kann die Kontaktannahme in Anbetracht der komplizierten Vorgeschichte und der bekannten Verfehlungen des Unternehmers nicht nachvollziehen. 35,70 % der Befragten können es hingegen verstehen, dass der Club versucht, finanzielle Unterstützung zu erhalten.

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