Kommerzialisierung
Die Kommerzialisierung in der Bundesliga
Die Kommerzialisierung in der deutschen Bundesliga gewinnt zunehmend an Bedeutung und Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren hat sich die Kommerzialisierung in der Bundesliga enorm weiterentwickelt und nimmt positive, als auch negative Einflüsse auf die Situation in der Bundesliga. Ein positiver Effekt der Kommerzialisierung ist beispielsweise das außerordentliche wirtschaftliche
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Wachstum in den vergangenen Jahren der ersten deutschen Liga. Ebenso sind auch einige negative Konsequenzen der Kommerzialisierung deutlich spürbar, was vor allem bei den Fans der Vereine eine immer größer werdende Unzufriedenheit aufkommen lässt. Im folgenden Beitrag wird die Bedeutung der Kommerzialisierung, sowie die Auswirkungen auf die Bundesliga erläutert. Zunächst stellt sich die Frage, was Kommerzialisierung denn überhaupt bedeutet? Im Allgemeinen bedeutet Kommerzialisierung kurzgefasst, dass kulturelle Werte wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden und das, dass streben nach Gewinn an oberster Stelle steht. Genau das beschreibt in einem Satz, was die Kommerzialisierung für die Bundesliga bedeutet und zwar, dass gewisse Fußballtraditionen, Faninteressen, jahrelange Regeln sowie Fußballkultur in der ersten deutschen Liga den wirtschaftlichen Interessen untergestellt werden um das Ziel ein stetiges wirtschaftliches Wachstum der Bundesliga zu erreichen. Welchen Einfluss die fortschreitende Kommerzialisierung auf den Fußball hat, kann man sehr gut an dem Wertewandel in den letzten Jahren erkennen. Wenn früher noch Werte wie Teamgeist, Fairness, Solidarität und Disziplin von hoher Relevanz waren, stehen heute Erfolg, Profit und Leistung an erster Stelle.
Wie funktioniert die Kommerzialisierung überhaupt im Fußball? Um im Fußball höhere Einnahmen und ein wirtschaftliches Wachstum erreichen zu können, sind für den Verband und Vereine unter anderen, folgende Bereiche relevant: Die Vermarktung der Fernsehrechte bildet eine der größten Bestandteile und Einnahmequelle, der Fußball als Werbefläche, Erhöhung der Ticketpreise, Verkauf von Namens- und Wappenrechten, enorm steigende Transfersummen. Auf den Nutzen, die möglichen zukünftigen Vorhaben und die Auswirkungen der Kommerzialisierung wird im folgenden näher drauf eingegangen.
Nutzen
Die Kommerzialisierung hat in den letzten Jahren dem Verband und den Vereinen einen großen wirtschaftlichen Nutzen gestiftet und wird dies mit großer Wahrscheinlichkeit auch zukünftig weiter tun. Welche Bedeutung und Nutzen die Kommerzialisierung der Bundesliga tatsächlich bringt, belegt die Umsatz- und Ergebnisentwicklung der letzten zwölf Jahre. In Folge der Kommerzialisierung konnte die Bundesliga eine Steigerung der Umsätze von circa 200% verzeichnen, was einem jährlichen Wachstum von 10% entspricht. Außerdem wurde in der Saison 2015/16 ein Umsatz von 3,24 Milliarden Euro erwirtschaftet, was zur Folge hatte, dass zum ersten Mal die 3 Milliarden-Marke in der Bundesligageschichte überschritten wurden ist. Aufgrund der immer weiter steigenden Umsätze werden immer mehr Investoren auf einzelne Bundesligaclubs aufmerksam. Diese Investoren können in verschiedensten Formen auftreten, zum Beispiel als Person oder Unternehmen. Auch hier hat die Bundesliga einen positiven Nutzen durch die Kommerzialisierung, da diese die Investoren auf die Bundesliga aufmerksam macht. Die Präsenz der Investoren führt zu zwei Dingen, auf der einen Seite erwirtschaften die Bundesligaclubs über verschiedene Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle noch mehr Geld und auf der anderen Seite stellen die Investoren Anforderungen an die Clubs, mit welchen sie sich in der Vergangenheit nicht konfrontiert sahen. In Folge dessen könnte zum Beispiel die Wirtschaftlichkeit bei dem Handeln der Clubs eine größere Rolle spielen, oder auch das positive Image des Clubs, da der Club beispielsweise ein Unternehmen als Investor haben könnte, welches der Club repräsentiert. Ohne die positive wirtschaftliche Entwicklung dank der Kommerzialisierung, wäre die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga sehr schlecht, was zur Folge hätte, dass man mit anderen Top-Ligen wie beispielsweise der englischen oder auch der spanischen Liga kaum mithalten könnte. Außerdem ist der Sport professioneller geworden und hat an Qualität dazugewonnen, was sich ebenfalls auf den Jugendbereich und die fußballerische Ausbildung sehr positiv auswirkt. Schließlich kann man sagen, dass die Kommerzialisierung für die Bundesliga im wirtschaftlichen Bereich von großer Bedeutung, denn ohne die Kommerzialisierung gäbe es keine so starke wirtschaftliche Entwicklung und die Bundesliga hätte Heute vermutlich einen ganz anderen Standpunkt im internationalen Fußballgeschäft.
Mögliche zukünftige Vorhaben
Ein mögliches Vorhaben des Verbandes könnte offenbar schon ab der Saison 2019/20 umgesetzt werden. Hierbei soll es sich um eine Revolution im DFB-Pokal handeln, was bedeutet, dass anstatt der 64 Mannschaften, nun 182 Mannschaften und somit fast dreimal so viele Mannschaften in der ersten Runde des DFB-Pokals an den Start gehen sollen. Von den dann möglichen 182 Mannschaften wären 122 Amateurmannschaften. Damit würde der DFB-Pokal von aktuell sechs Runden auf acht Runden aufgestockt werden. Dabei handelt es sich bei den ersten beiden Runden um eine Qualifikationsrunde, bei welcher die 122 Amateurmannschaften gegeneinander antreten würden, und um eine Vorrunde, bei welcher alle Proficlubs aus der ersten und zweiten Bundesliga einsteigen, bis auf die sieben Europapokalteilnehmer. Ab der dann eigentlich „dritten Runde“ beginnt dann, nach der Qualifikationsrunde und der Vorrunde, die erste offizielle Runde des DFB-Pokals, bei welcher nun auch die sieben Europapokalteilnehmer einsteigen. Ab dieser Runde würde der DFB-Pokal so wie man es heute kennt weiterlaufen. Die Anzahl der Amateurvereine im Pokal würde von aktuellen 28 auf 146 Mannschaften aufgestockt werden, so sollen wohl vor allem die Amateurvereine von der möglichen Revolution finanziell profitieren, denn schon bei einem Sieg in der Qualifikationsrunde sollen die Vereine 15.000 Euro Prämie gewinnen können, was unterklassige Vereine finanziell sehr weiterhelfen könnte. Außerdem würde die Revolution des Pokals auch den sieben international spielenden Teams weiterhelfen, da diese erst ab Anfang September einsteigen würden, und sich somit zu Beginn der Saison besser auf die internationalen Wettbewerbe konzentrieren könnten. Sicherlich wäre ein solch neuer Pokalmodus interessant, jedoch stößt man auch hier wieder auf die Kommerzialisierung. Zwar gibt der Verband als Grund, unter anderen an, dass man so die Amateurvereine finanziell besser unterstützen kann. Doch schaut man genauer hin, kann man sehr gut erkennen, dass es auch hier in erster Linie um die Kommerzialisierung und um die Profitsteigerung auf Seiten des Verbandes geht. Wie schon erwähnt, würde sich aus der Revolution des DFB-Pokals knapp dreimal so viele Spiele ergeben im Gegensatz zum jetzigen Pokalmodus. Folglich hätte der Verband nun die Möglichkeit die Übertragungsrechte der zusätzlichen Spiele im Pokal zu vermarkten und somit die Einnahmen durch die Fernsehvermarktung zu erhöhen.
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Ein weiteres zukünftiges Vorhaben, so befürchten es viele Fußballexperten, wird die Aufhebung der sogenannten „50+1-Regel“ sein, was eine neue Dimension in Sachen fortschreitende Kommerzialisierung bedeuten würde. Doch zunächst einmal eine knappe Definition über die Funktion der „50+1-Regel“. Die besagte Regel sorgt dafür, dass die Mehrheit immer an einer Fußballabteilung immer von dem eingetragenen Verein (e.V.) gehalten wird.
Hierbei handelt es sich um eine Stimmenmehrheit, was bedeutet, dass eine Partei dann die Mehrheit erreicht, wenn sie eine Stimme mehr als 50% aller Stimmen erhält. Diese Regel ist in den Satzungen des DFB verankert. Somit schützt die „50+1-Regel“ Bundesligisten vor dem Ausverkauf an Investoren, denn dank dieses Abkommens werden die Vereine in aller Regel die Stimmenmehrheit behalten und folglich auch ihre Eigenständigkeit bewahren. Sollte man sich dazu entscheiden die „50+1 Regel“ eines Tages abzuschaffen, so würden wohl jegliche Bundesligavereine zeitnah von Investoren übernommen werden und die Kommerzialisierung hätte ihren nächsten Höhepunkt in der Bundesligageschichte erreicht. Jedoch muss man auch erwähnen, dass es jedem Verein frei stehen würde, ob und wie viele Anteile man verkauft. Dennoch sind die finanziellen Vorteile durch Investoren sehr hoch, sodass wenn ein Verein Anteile verkauft, auch andere Vereine mitziehen werden um die Konkurrenzfähigkeit in der Liga bewahren zu können. Damit die „50+1-Regel“ abgeschafft werden kann benötigt es eine 2/3 Mehrheit der Bundesligavereine, welche bisher noch nicht erreicht worden ist.
Auswirkungen und Konsequenzen
In diesem Abschnitt werden die möglichen Folgen, welche die Kommerzialisierung mit sich bringt aufgeführt. Die größten Gegner der Kommerzialisierung sind wohl die Fußballfans der einzelnen Clubs. Die Fans fürchten unter anderen den Identitätsverlust ihres Vereines durch beispielsweise den Verkauf der Namensrechte des eigenen Stadions. Für die Fans geht somit ein Stück der Tradition und der Identität des Vereines für Geld verloren. Ein weiterer Punkt, welcher den Fußballfans nicht passt, sind die teilweise sehr hohen Ticketpreise, vor allem für einen Stehplatz. Als Konsequenz haben die Fanszenen Deutschlands eine bundesweite Protestaktion „Kein Zwanni für nen Steher“ gegründet, mit dem Ziel ein Zeichen gegen die steigenden Ticketpreise und Topspielzuschläge zu setzen.
Dies sind nur zwei von vielen Punkten der Kommerzialisierung, welche Fans und Idealisten verachten, denn für die Fans ist die Kommerzialisierung eine Bedrohung für die Existenz ihres Fußballvereins. In Folge dessen ist es durchaus möglich, dass das Interesse für die Bundesliga sinkt, da sich Fans und Idealisten eventuell eines Tages von der höchsten Spielklasse in Deutschland abwenden und sich an unterklassigen Ligen orientieren werden in denen die Kommerzialisierung noch nicht so
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extrem präsent ist wie in der ersten deutschen Liga. Sollte die Kommerzialisierung weiter fortschreiten, so wäre eine fatale aber logische Entwicklung, dass sich die Fußballfans vermehrt zurückziehen würden, sodass eines Tages der Fußball in der Bundesliga vor leeren Rängen beziehungsweise vor kleiner Kulisse ausgetragen werden. Letztlich wird der Fußball als Folge der Kommerzialisierung eines Tages nur noch als Event und Marketinginstrument genutzt. Eine weitere Folge neben dem Schwund der Fans wäre, dass Charakterspieler wie beispielsweise Effenberg oder Basler aussterben würden. Statt dessen würden perfekt scheinende Fußballstars, welche als Angestellte für ein bestimmtes Produkt stehen und ihre Handlungen sich ganz nach dem Wunsch des Unternehmens richtet, damit dieses bestmöglich repräsentiert und vermarktet werden kann. Sollte schließlich die Kommerzialisierung in den nächsten Jahren sich weiterhin so entwickeln wie sie es in den letzten Jahren tat, so ist der Tag absehbar an dem die Ränge in den Stadien leer bleiben werden und Spieler als authentische Identifikationsfiguren fehlen werden. Wird die Kommerzialisierung keine Grenzen finden, so kann man als Konsequenz damit rechnen, dass die beliebte Sportart Fußball sich zukünftig, vollständig von den Fans entfernt.
Fazit
Nach den nun gewonnen Erkenntnissen kann man zu dem Entschluss kommen, dass die Kommerzialisierung zu weit getrieben wird. Dabei muss man als Fußballfan beängstigend in die Zukunft schauen, was die Verantwortlichen noch alles durchsetzen werden. Jedoch hat die Kommerzialisierung nicht nur negative Seiten, da sie der Bundesliga enorm bei der wirtschaftlichen Entwicklung weiterhilft. Ohne die Einnahmen aus der Kommerzialisierung wäre die Bundesliga Heute wohl nicht so international Konkurrenzfähig wie sie es ist. Wenn man sich im Vergleich die Einnahmen durch die Fernsehrechte der Premier League in England anschaut, welche von 2016-2019 circa 6,9 Milliarden Euro betragen und die der Bundesliga, welche über 4 Jahre verteilt 4,64 Milliarden Euro erhält, kann man sehr gut erkennen wie wichtig wiederum auch die Kommerzialisierung für die Bundesliga ist. Zum Schluss kann man letztendlich festhalten, dass die Kommerzialisierung definitiv zu weit getrieben wird, jedoch trotz allem auch ein wichtiger Bestandteil der Bundesliga ist um die internationale Konkurrenzfähigkeit, vor allem gegenüber England, bewahren zu können.