Vorfreude der Fans auf die Heim-EM steigt an – eine nachhaltige Entwicklung?
14.06.2024
Heute beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Während im Frühjahr noch keine allzu große Euphorie angesichts des anstehenden Heimturniers aufkommen wollte, hat sich das Stimmungsbild hierzulande mittlerweile etwas gedreht. Verantwortlich hierfür dürften in erster Linie die zuletzt überzeugenden Leistungen der DFB-Elf und der deutschen Klubs auf internationalem Parkett gewesen sein. Darüber hinaus könnten sich auch die Marketingkampagnen des Verbands positiv auf die Vorfreude der Fans ausgewirkt haben.
Lange Zeit hielt sich die Begeisterung der deutschen Anhänger bezüglich der anstehenden EURO eher in Grenzen: Zu enttäuschend waren die Ergebnisse der letzten Großveranstaltungen, zu schwach die Leistungen seit dem WM-Titel 2014, dem letzten großen Erfolg einer deutschen Auswahl. Je näher die Kontinentalmeisterschaft im eigenen Land nun jedoch rückt, desto mehr Fans scheinen langsam, aber sicher wieder eine gewisse Erwartungshaltung zu entwickeln, wie eine repräsentative Studie der Voting-Plattform FanQ, bei der über 3.000 Menschen befragt wurden, belegt.
Waren es vor ca. zwei Monaten lediglich 26,9 % aller Umfrageteilnehmer, die die Frage nach der Vorfreude auf die EM in der Heimat mit vier bzw. fünf von fünf Sternen beantworteten, so lag dieser Wert kurz vor Turnierstart immerhin bei insgesamt 59,9 %. Darüber hinaus ist mittlerweile mehr als die Hälfte aller Anhänger davon überzeugt, dass Florian Wirtz, Jamal Musiala und Co. bei der EURO 2024 mindestens das Halbfinale erreichen.
„Julian Nagelsmann hat beim Umbau der Nationalmannschaft vor den Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande den Mut aufgebracht, den Fans beim DFB seit Jahren vermissen. Der Verzicht auf etablierte Namen und das Vertrauen gegenüber hoffnungsvollen Newcomern passt in die Zeit“, erläutert Prof. Dr. Harald Lange vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Würzburg, der an der Durchführung der Studie beteiligt war, die Ergebnisse.
Darüber hinaus hat der Verband versucht, die Fußballbegeisterten durch verschiedene Kampagnen für das Turnier zu begeistern. Inwieweit diese Maßnahmen letztlich von Erfolg gekrönt sein werden, bezweifelt er. „Die Marketingkampagnen schrecken die eingefleischten Anhänger eher ab. Demgegenüber werden die Eventfans von diesem Klamauk angezogen“, meint der Wissenschaftler. Des Weiteren schließt er in den nächsten Wochen eine Stimmung wie zum Beispiel während der WM 2006 nicht aus, knüpft diese allerdings an eine im Sport nicht unwesentliche Bedingung und übt gleichzeitig Kritik am DFB: „Der Erfolg und die Aussicht auf gutes Wetter sind die beiden wesentlichen Gründe, die geeignet sind, Eventfans stimmungsvoll ins Boot zu holen. Für alles andere ist es nach den vielen verschlafenen Jahren jetzt leider zu spät.“