Mehrheit der Fans glaubt nicht an Verurteilung von Blatter und Platini
Im Funktionärskosmos des Weltfußballs jagt seit geraumer Zeit ein Skandal den nächsten. Für zwei besonders umstrittene Figuren steht derzeit einiges auf dem Spiel. So müssen sich der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter und der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini aktuell vor dem Schweizer Bundesstrafgericht verantworten. Im Raum stehen bis zu fünf Jahre Gefängnis wegen Betrugs und Urkundenfälschung. FanQ hat die Fußballfans in Deutschland in diesem Kontext gefragt, ob sie an eine Verurteilung der beiden Ex-Funktionäre glauben.
Es geht um eine Zahlung von zwei Millionen schweizer Franken
Den beiden ehemaligen Spitzenfunktionären wird laut „SWR“ vorgeworfen, dass sie den Weltverband FIFA über eine angeblich noch ausstehende Forderung Platinis aus einer Beratertätigkeit von Juli 1998 bis Mitte 2002 getäuscht haben. Im Jahr 2010 wurde eine – nach Ansicht der Ermittlungsbehörden – fiktive Rechnung über die Summe von zwei Millionen Schweizer Franken vom Franzosen eingereicht und von seinem Mentor Sepp Blatter bestätigt. Die Summe ging im darauffolgenden Jahr von der FIFA auf ein Konto des 66-Jährigen.
Das Ermittlungsverfahren durch die Schweizer Behörden im September 2015 führte unter anderem zur vorzeitigen Absetzung Blatters als FIFA-Präsident und durchkreuzte die Pläne des damaligen UEFA-Präsidenten Platini zur Nachfolge des Schweizers. Zudem sperrte die FIFA die beiden für acht Jahre, wenngleich die Dauer des Berufsverbots in der Folge zum Teil verkürzt wurde. Neben den Vorwürfen des Betrugs und der Urkundenfälschung wird der inzwischen 86-jährige Blatter zusätzlich wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt, der 20 Jahre jüngere Franzose wird der Beihilfe beschuldigt.
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Sowohl Blatter als auch Platini weisen die Vorwürfe von sich. Die Verteidigung des mittlerweile 66-Jährigen bezeichnet den Gerichtsprozess als das „Ergebnis eines Komplotts“. Man könne „detailliert darlegen, dass das Verfahren gegen Herrn Platini politisch motiviert war mit dem Ziel, ihn daran zu hindern, FIFA-Präsident zu werden“, gab Rechtsanwalt Dominic Nellen gegenüber der „dpa“ zu Protokoll. Ziel sei es gewesen, eine Kandidatur des dreimaligen Ballon-d’Or-Gewinners auf für den Posten des FIFA-Präsidenten zu verhindern. Auch Blatter widerspricht den Anschuldigungen vehement. Der Verhandlung blickt er optimistisch entgegen: „Ich hoffe, dass damit diese Geschichte ein Ende findet und alle Fakten sauber aufgearbeitet werden“, meinte er zuletzt. Zudem habe ihn die Befragung durch die Staatsanwaltschaft 2015 geschockt. „Dieser Schock dauert jetzt sieben Jahre, dieser Schock ist immer noch da“, so der Schweizer, der in diesem Zusammenhang die Vorverurteilung durch die Medien als „Höchststrafe“ empfand.
Insgesamt sind bis zum 22. Juni 2022 elf Verhandlungstage geplant. Das Urteil soll am 08. Juli 2022 verkündet werden. Obwohl den beiden Ex-Funktionären eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren droht, gilt im Falle einer Verurteilung eine geringere Strafe als wahrscheinlich. FanQ hat aus diesem Grund die deutschen Fußballfans gefragt, ob sie an eine Verurteilung Blatters und Platinis glauben. Mit 70,77 % denkt ein Großteil der Befragten, dass der ehemalige FIFA- und der ehemalige UEFA-Präsident einer Bestrafung entgehen können. Nur gut jeder Fünfte (19,23 %) ist davon überzeugt, dass die beiden für die ihnen vorgeworfenen Vergehen belangt werden.
