Kein „Trikotbetteln“ mehr: Fans zeigen Verständnis für Darmstadtprofis
Von Eike Wölk
Das sogenannte „Trikotbetteln“ nimmt in europäischen Stadien langsam überhand. Teilweise reihen sich die Schilder der Zuschauer so weit auf, dass anderen zahlenden Besuchern der Blick aufs Spielfeld versperrt wird. Der Zweitligist SV Darmstadt 98 hat nun erste Schritte dagegen unternommen. In einem offenen Brief an die Fans fordern die Lizenzspieler des SVD ihre Anhänger auf, das Betteln um die Trikots der Spieler künftig zu unterlassen. In diesem Zusammenhang hat FanQ die Fußballfans in Deutschland befragt, ob sie diese Entscheidung nachvollziehen können.
SVD-Profis: „Dieser Masse an Wünschen können wir einfach nicht nachkommen“
Das „Trikotbetteln“ hat in letzter Zeit immer mehr an Popularität gewonnen, sehr zum Ärgernis der Spieler und auch vieler Fans. Seitdem die Leute wieder in die Spielstätten dürfen, kommt man nicht umhin, die zahlreichen Schilder mit Trikotwünschen zu bemerken. Während und nach den Spielen bilden sich regelrechte Wände von zumeist jungen Fans, die unbedingt ein Leibchen ihrer Idole ergattern wollen. Diese Entwicklung stößt dem SV Darmstadt 98 sauer auf. Deshalb haben die Spieler am Freitag einen offenen Brief an ihre Anhänger veröffentlicht.
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In diesem heißt es: „Wie in vielen Stadien häuft es sich auch bei uns, dass mit kreativen Schildern und Bannern nach unseren Trikots gefragt wird. […] Dieser Masse an Wünschen können wir einfach nicht nachkommen, weshalb es uns schwerfällt, überhaupt ein Trikot an eine spezielle Person herauszugeben, um anderen gegenüber nicht ungerecht zu erscheinen. Gleichzeitig will aber auch keiner von uns Spielern als arrogant wahrgenommen werden, wenn wir die Schilder gar nicht beachten.“ Die diesbezüglich ablehnende Haltung der Spieler liegt vor allem auch daran, dass die verschenkten Trikots häufig gar nicht als Andenken, sondern vielmehr als Wertanlage betrachtet werden und auf den gängigen Online-Verkaufsportalen angeboten werden. Deshalb beschwört der SVD seine Fans, das Zeigen solcher Schilder zu unterlassen und lieber blau-weiße Fähnchen zu basteln, um die Mannschaft zu unterstützen.
Natürlich wollen die Darmstädter nicht all ihre Anhänger über einen Kamm scheren. Für die ganz kleinen Trikotfans, die nichts Böses im Sinn haben, soll es in Zukunft die Möglichkeit geben, eines der begehrten Leibchen per Lotterie zugelost zu bekommen. Dafür stellt Darmstadt extra ein gesondertes Kontingent zur Verfügung, es werden aber definitiv keine Trikots mehr an Schilderhalter abgegeben. Andere europäische Vereine gehen schon viel härter gegen diese Unsitte vor. So hat der amtierende Niederländische Meister Ajax Amsterdam die Schilder beispielweise komplett verboten. Aus aktuellem Anlass hat auch FanQ die deutschen Fußballfans befragt, wie sie zur Entscheidung der Darmstadt-Profis stehen. Über drei Viertel (75,41 %) der Anhänger können die Spieler des Zweitligisten dabei verstehen. Nicht ganz jeder fünfte (19,67 %) Befragte kann die Reaktion der SVD-Akteure hingegen nicht nachvollziehen.