Fans bei der Bewertung des neuen Champions-League-Formats uneins

Viele Anhänger sitzen trotz einer Erhöhung der Anzahl der Spiele seltener vor den TV-Geräten

Köln. Der letzte Spieltag der neuen Ligaphase der Champions League ist den hohen Erwartungen gerecht geworden. Erstmals fanden im höchsten europäischen Clubwettbewerb 18 Spiele zeitgleich statt und das neue Vorzeigeprodukt der Vorrunde wusste direkt bestens zu unterhalten. Mit 64 erzielten Treffern sorgten die 36 Mannschaften für den zweittorreichsten Spieltag in der Geschichte der Königsklasse. Dass der historische Höchstwert von 67 Torerfolgen erst gut zwei Monate zuvor aufgestellt wurde, scheint die UEFA in der Generalüberholung des angestammten Formats zu bestätigen. Doch wie denken die Fußballfans über den neuen Modus? Um das herauszufinden, hat FanQ die Anhänger nicht nur zu ihren Titelfavoriten befragt, sondern insbesondere auch, wie sie die Neuerungen bewerten und wie diese im Vergleich mit dem Vorgängermodell abschneiden.

Zunächst einmal scheint ein Großteil der Fußballbegeisterten dem neuen Modus der Champions League gegenüber aufgeschlossen zu sein. So vergeben immerhin 45,7 % der Teilnehmenden in der entsprechenden Umfrage vier (29,0 %) oder sogar fünf (16,7 %) von fünf möglichen Sternen. Gleichwohl findet das neue Modell nach dem Vorbild des „Schweizer Systems“ bei einigen Fans eher weniger anklang: Insgesamt 28,5 % von ihnen votieren nämlich mit lediglich zwei (11,3 %) oder dem Minimalrating von einem Stern (17,2 %). Das divergierende Meinungsbild innerhalb der Fanbasis spiegelt sich auch im Vergleich der Änderungen mit dem vormals angewandten Gruppenmodus wider. Demnach war eine Notwendigkeit für die Umstrukturierung in den Augen der Anhänger nicht zwingend gegeben, Zwar vertreten 44,7 % der Befragten die Ansicht, dass sich die Neuerungen bewährt hätten, doch gleichzeitig äußert eine beinahe ebenso große Fraktion (41,8 %), dass sie sich das alte Format zurückwünsche.

Dass sich die Reform des Wettbewerbs (noch) nicht flächendeckend durchgesetzt hat, zeigt auch ein Blick auf den TV-Konsum der Fußballinteressierten. Trotz der gestiegenen Anzahl an Teams und Spielen ist der Anteil an Fans, die weniger Live-Übertragungen von Champions-League-Partien verfolgt haben als zuvor, mit 31,2 % relativ hoch. Diese Gruppe umfasst somit annähernd doppelt so viele Personen, wie jene mit den Anhängern, die in dieser Saison bei den Begegnungen der Königsklasse öfter vor dem Fernseher gesessen sind als in den Vorjahren (17,4 %). Bei knapp der Hälfte der Umfrageteilnehmer (49,2 %) ist der Konsum weitgehend unverändert geblieben, sie haben ungefähr die gleiche Anzahl an Spielen gesehen wie in der Vergangenheit. Auf die fehlende Spannung lässt sich das rückläufige Interesse knapp jedes Dritten jedoch offenbar nicht zurückführen. Insgesamt 58,6 % der Abstimmenden stimmen der Aussage, wonach der Kampf ums Achtelfinale mittlerweile spannender ist als zu Zeiten der klassischen Gruppenphase, vollständig (27,8 %) oder zumindest teilweise zu (30,8 %). Rund ein Viertel der Fußballbegeisterten (23,5 %) widerspricht dieser These hingegen völlig (8,1 %) oder in Teilen (17,4 %), während 13,0 % neutral zu dieser Thematik stehen.

Ein wesentlicher Aspekt für die Reform des Premium-Clubwettbewerbs der UEFA war das Drängen der großen Vereine sowie deren damit verbundene Bereitschaft eine eigene Super League ins Leben zu rufen. Entsprechend ist die Dominanz der Top-5-Ligen im Teilnehmerfeld keineswegs überraschend, 22 der 36 Vereine stammen aus England, Italien, Spanien, Deutschland oder Frankreich. Wirklich problematisch findet dies aber nur in etwa jeder vierte Fan. So bewerten 23,8 % der Abstimmenden die aktuelle Verteilung der Startplätze mit zwei (15,2 %) oder lediglich einem Stern (8,6 %). Demgegenüber stehen 39,1 %, die mit der aktuellen Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes zufrieden sind und daher vier (28,2 %) oder volle fünf Sterne (10,9 %) vergeben, während ungefähr ein Drittel der Anhänger (33,1 %) in dieser Sache eine neutrale Position einnimmt. Außerdem sehen die meisten Fans keine durch das neue Modell entstandene Bevorzugung der Top-Clubs. 53,8 % der Befragten sind der Auffassung, durch die Reform des Wettbewerbs sei das Weiterkommen für die großen Mannschaften nicht einfacher geworden, 38,0 % nehmen hingegen einen zusätzlichen Vorteil für die besten Teams wahr.

Was das Sportliche betrifft, hatten sich die Umfrageteilnehmer von den deutschen Vereinen mehr erhofft. Über die Hälfte (52,1 %) gibt an, den Vertretern aus der Bundesliga etwas mehr zugetraut zu haben, zudem sind 23,6 % der Fußballinteressierten gänzlich enttäuscht von der Perfomance der fünf Mannschaften und bescheinigen diesen im Gesamten keine guten Leistungen. Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, bei der Frage nach den größten Enttäuschungen der Vorrunde zwei Bundesliga-Clubs unter den drei meistgenannten Antworten vorzufinden. Die deutliche Mehrheit (43,4 %) entfällt hierbei auf RB Leipzig. Die Sachsen gingen in ihren acht Begegnungen siebenmal als Verlierer vom Feld und beendeten die Ligaphase mit nur drei Zählern auf Tabellenplatz 32. Auf den Rängen zwei und drei folgen Manchester City (21,4 %) und der FC Bayern (14,9 %), die beide entgegen den eigenen Ansprüchen den Umweg über die Play-off-Runde antreten müssen. In Bezug auf die Überraschungsmannschaft der bisherigen Champions-League-Saison zeigt sich ein weniger deutliches Bild. Hier liegen die Play-off-Teilnehmer Atalanta Bergamo und Stade Brest mit jeweils 23,8 % der Stimmen gleichauf an der Spitze. Komplettiert wird das Podium von Bayern-Bezwinger Aston Villa (16,2 %). Das Team aus Birmingham schnappte sich als Achter den letzten direkten Achtelfinalplatz.

Als Favorit auf den Titelgewinn sieht fast jeder Zweite den FC Liverpool (47,1 %). Das Team von Arne Slot stand bis vor dem letzten Spieltag ohne Punktverlust da und sicherte sich damit Rang eins in der Abschlusstabelle. Trotz des holprigen Starts in den Wettbewerb trauen immerhin 16,1 % der Umfrageteilnehmer Bayern München zu, in der ersten Saison unter Vincent Kompany im eigenen Stadion den Henkelpott in die Höhe recken zu können. Darüber hinaus gehen 12,6 % der Befragten vom ersten Champions-League-Sieg des FC Barcelona seit zehn Jahren aus, weitere 10,3 % rechnen mit einer Titelverteidigung Real Madrids.

Es wird spannend sein, zu sehen, ob die UEFA mithilfe einer erfolgreichen K.-o.-Phase noch mehr Fans von der neuen Königsklasse überzeugen kann. Gelingt dem europäischen Dachverband dieses Vorhaben bereits in der ersten Saison des generalüberholten Wettbewerbs, ließe sich dies wohl durchaus als Zeugnis einer geglückten Reform der Champions League interpretieren. Zwar erwarten die Anhänger in der nächsten Phase des Turniers weniger große Veränderungen wie in der Vorrunde, der vorgefertigte Turnierbaum sowie die zusätzlichen Partien sollten jedoch in einem neuartigen Erlebnis resultieren. Wobei großes Spektakel und eine Erhöhung der Anzahl der Spiele das Gesamtprodukt nicht zwingend populärer zu machen scheinen. Am Ende wird vor allem die Qualität der Partien entscheidend sein. Ist diese gegeben, schalten in der Saison 2025/26 vielleicht auch wieder mehr Fußballenthusiasten in der Vorrunde den Fernseher ein.

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