Fans bedauern Stehplatz-Verzicht der UEFA bei der EM 2024
Die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland wird ohne Stehplätze stattfinden – unabhängig davon, wie der Test der UEFA zur Rückkehr von Stehplätzen im Europapokal ausgeht. Das bestätigte der DFB, der das Turnier gemeinsam mit der UEFA veranstaltet gegenüber der „Sportschau“. Aus diesem Grund hat FanQ die Fußballfans in Deutschland befragt, wie sehr sie diese Entscheidung des europäischen Fußballverbandes bedauern.
FSE: „Verpasste Gelegenheit, eine neue Generation von Fußballturnieren zu beginnen“
„Da erst im Sommer des Jahres 2023 und damit nur ein Jahr vor der UEFA EURO 2024 die Ergebnisse vorliegen und daraus folgende Maßnahmen vorgeschlagen werden, ist der Zeitraum zu knapp, um diese in das Ticketkonzept für das Turnier zu integrieren“, teilte der Deutsche Fußball-Bund mit.
Zu Beginn dieser Saison hatte die UEFA in allen europäischen Clubwettbewerben das seit 1998 geltende Verbot von Stehplätzen im Europapokal aufgehoben und diese in Deutschland, England und Frankreich testweise wieder erlaubt. Am Ende der Spielzeit will das UEFA-Exekutivkomitee entscheiden, ob diese Maßnahme fortgeführt und ausgeweitet werden soll. Da der Ticketverkauf für die Europameisterschaft üblicherweise ein Jahr vorher – und dementsprechend voraussichtlich im Juni 2023 – anläuft, reicht die Zeit nach Angaben der Verbände nicht aus, um das Ticketkonzept im Falle einer positiven Bewertung des Stehplatz-Testlaufs noch zu überarbeiten.
Das europäische Fanbündnis Football Supporters Europe (FSE) zeigte sich enttäuscht über diese Entscheidung: „Das ist eine verpasste Gelegenheit, eine neue Generation von Fußballturnieren zu beginnen“, monierte Ronan Evain von FSE in einem Interview mit der „Sportschau“. „Natürlich ist der zeitliche Ablauf herausfordernd. Aber es ist enttäuschend, dass keine andere Lösung gefunden wurde. Gerade weil Deutschland die größte Erfahrung mit Stehplätzen hat“, fuhr er fort.
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In der Tat kann man diesbezüglich in Deutschland auf eine langjährige Tradition und positive Erfahrungswerte zurückblicken. Seit Jahrzehnten laufen hierzulande unzählige Fußballspiele von der Bundesliga bis in die unteren Ligen problemlos ab, ohne dass die in der Fanszene beliebten Stehplätze ein Risiko darstellen. Das Olympiastadion in Berlin ist die einzige von zehn Spielstätten der EM 2024, in dem im regulären Ligabetrieb keine Stehplätze angeboten werden.
Das lange Verbot von Stehplätzen in internationalen Wettbewerben geht auf die Katastrophen von Heysel im Jahr 1985 mit 39 Toten und Hilsborough, wo vier Jahre später 97 Menschen ums Leben kamen, zurück. In der Politik wurden die Stehplätze damals als eine der Ursachen der Tragödien angesehen, obwohl später bauliche Zustände der Stadien, die Organisation oder das Versagen von Polizei und Sicherheitskräften als Gründe ermittelt wurden.
In der Folge schaffte man die Stehplätze zunächst in England komplett ab, ehe die UEFA 1998 mit ihrem entsprechenden Verbot für internationale Begegnungen nachzog. In Deutschland blieben die Stehplätze hingegen erhalten. „Als sich abzeichnete, dass es in England und anderen Ländern nur noch Sitzplätze geben wird, protestierten Organisationen wie das Bündnis aktiver Fußballfans gegen solche Maßnahmen in Deutschland“, zitiert die „Sportschau“ Martin Endemann von FSE. Er nennt die Plätze „einen Ort der Begegnung“, weil man sich dort anders bewegen und beispielsweise in der Halbzeit Freunde treffen könne, ohne über Sitzreihen klettern zu müssen.
Da die Stehplätze auch heute noch als elementarer Bestandteil deutscher Fankultur angesehen werden, hat FanQ die Fußballfans hierzulande befragt, wie sehr sie die Entscheidung der UEFA, bei der Europameisterschaft 2024 keine Stehplätze anzubieten, bedauern. Die Tatsache, dass die Teilnehmer der Umfrage durchschnittlich mit 3,4 von fünf Sternen stimmen, lässt bereits erahnen, dass sich die meisten Anhänger gewünscht hätten, dass die UEFA die Möglichkeit nutzt, dass so gut wie alle für die EM vorgesehenen Spielstätten bereits über Stehplatzbereiche verfügen. Die Haltung der Befragten wird noch deutlicher, wenn man berücksichtigt, dass über die Hälfte der Fans (51,89 %) im Rahmen der Umfrage mindestens vier von fünf Sternen vergaben, während nicht mal ein Viertel (24,53 %) der Fußballbegeisterten mit der Auswahl von maximal zwei Sternen eine tendenzielle Ablehnung von Stehplätzen zum Ausdruck bringt.