Champions-League-Aus für Juventus Turin – Fans sehen im einstigen Serienmeister keinen Spitzenclub mehr

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Von Jasmi Eigl

Juventus Turin steckt in einer handfesten Krise. Am vergangenen Mittwoch schied die ‚Alte Dame‘ durch eine 3:4-Niederlage gegen Benfica Lissabon schon in der Gruppenphase der Champions League aus, in der Serie A stehen die Turiner nur auf Platz acht. Auch wirtschaftlich verzeichnen die ‚Bianconeri‘ Verluste. FanQ hat die deutschen Fußballfans deshalb befragt, ob ‚Juve‘ immer noch zu den europäischen Spitzenclubs zählt und ob sich die Turiner von Massimiliano Allegri trennen sollten.

Anhänger raten Verantwortlichen der ‚Alten Dame‘ auch zu Trainerwechsel

Juventus Turin ist der größte Sportclub Italiens und seit 2010 unter der Leitung von Andrea Agnelli. Unter ihm gelang den ‚Bianconeri‘ eine neunjährige Meisterschaftsserie und der zweimalige Einzug ins Champions-League-Finale. Das Ziel, die Königsklasse zu gewinnen, erreichte ‚Juve‘ jedoch seit 1995 nicht mehr. In dieser Saison verpassten sie sogar die K.o-Runde des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs. Auch den Anschluss an die nationale Spitze hat man mittlerweile verloren. Der einstige Serienmeister wurde von den Mailänder Clubs abgelöst.

Seit fünf Jahren schreibt der Club außerdem rote Zahlen. Erst zu Beginn der aktuellen Saison konnten die Verantwortlichen diesen Trend stoppen. In der letzten Saison verzeichneten sie Verluste in Höhe von 254,4 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es 209,9 Millionen Euro. Mit dem Transfer von Cristiano Ronaldo von Real Madrid im Jahr 2018 ging der Verein ins finanzielle Risiko – und geriet in eine wirtschaftliche Schieflage. Giuseppe Marotta, der Geschäftsführer bis 2018, hatte ein Gespür für ablösefreie Spieler und finanziell kluge Transfers. Doch als er die negativen Entwicklungen in Turin bemerkte, verließ er den Club in Richtung Inter Mailand. Die Verpflichtung des fünffachen Weltfußballers zahlte sich auch sportlich nicht aus. Die Mannschaft verließ sich zu sehr auf den Portugiesen und entwickelte keinen Mannschaftsgeist.

Aufgrund des stetigen Abwärtstrends, der aktuell im frühen Champions-League-Aus und einem schwachen Start in die Serie-A-Saison gipfelt, hat FanQ die Fußballfans in Deutschland befragt, ob sie Juventus Turin noch als europäischen Spitzenclub ansehen. 22,10 % der an der Umfrage teilnehmenden Personen finden, dass die ‚Alte Dame‘ dennoch nach wie vor zur Beletage des europäischen Fußballs gehört. 73,50 % der befragten vertreten hingegen die Meinung, dass die ‚Bianconeri‘ angesichts der – sowohl finanziell als auch sportlich – konstant negativen Entwicklung nicht mehr zu den besten Clubs des Kontinents gehört.

Dass bei Juventus Turin aktuell Vieles in die falsche Richtung läuft, sieht man auch an den Leistungen auf internationalem Parkett. Durch die 3:4-Niederlage im heimischen Stadion gegen Benfica Lissabon steht schon nach fünf Spieltagen fest, dass die ‚Alte Dame‘ in dieser Champions-League-Spielzeit nicht einmal die Gruppenphase übersteht. „Wir hatten eine falsche Herangehensweise bei den Toren“, sagte der Trainer Massimiliano Allegri nach der Partie und analysierte, dass seine Mannschaft „viel zu zögerlich in der Defensive“ war. Der Gegner aus Portugal erwischte einen sehr guten Tag und spielte tollen, mutigen Offensivfußball. Die ‚Bianconeri‘ wirkten hingegen teilnahmslos und wachten erst nach dem 1:4-Rückstand so richtig auf. Im zweiten Spielabschnitt reagierte Allegri und wechselte die Youngster Miretti, Iling-Junior und Soulé, die allesamt erst 19 Jahre jung sind, für die etablierten Profis Cuadrado, Kostic und Vlahovic ein. Als die großen Namen zum Teil schon auf der Bank saßen, erzielten Milik (71.) und McKennie (79.) immerhin noch die beiden Anschlusstreffer zum 3:4-Endstand.

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Die ‚Alte Dame‘ kann nach fünf Spieltagen in der Königsklasse erst drei Punkte vorweisen. Nie zuvor hatten die Italiener zum gleichen Zeitpunkt weniger Zähler auf dem Konto. Somit sind sie erstmals seit 2014 nicht in der K.o.-Runde der höchsten europäischen Spielklasse. Vor zwei Wochen hat ‚Juve‘ sogar eine Niederlage gegen Außenseiter Maccabi Haifa hinnehmen müssen.

Die italienische Presse geht mit den Turinern hart ins Gericht. Die „Gazetta dello Sport“ schrieb nach dem Champions-League-K.o. von einer „Demütigung“ und einem „weiß-schwarzen Versagen“. Betrachtet man die Lage in der Serie A, liegen Forderungen nach einem Neuanfang auf der Hand. Immerhin haben die achtplatzierten ‚Bianconeri‘ bereits fünf Punkte Rückstand auf die Champions-League-Ränge, die die ‚Alte Dame‘ angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation unbedingt erreichen sollte.

‚Juve‘-Boss Agnelli hält bislang dennoch am umstrittenen Trainer Massimiliano Allegri fest. „Ich weiß, dass Fußball ein Mannschaftssport ist. Man gewinnt und verliert mit elf. Eine Situation wie diese hängt nicht von einer Person ab. Es kommt auf das Kollektiv an, und wir müssen wieder anfangen, als Einheit zu denken“, forderte er. Der Präsident der ‚Bianconeri‘ hat in seiner Amtszeit noch nie einen Übungsleiter während der Saison entlassen. Fans kreiden ihm an, dass er die prekäre Lage nicht erkenne. Sie denken, dass ein Trainerwechsel richtig wäre, um neue Impulse zu setzen. Eine vorzeitige Trennung von Allegri, dessen Vertrag noch bis 2025 läuft, würde den Verein bis zu 36 Millionen Euro kosten. „Wenn ihr Fans das bezahlt, okay“, sagte ein Vorstandsmitglied zu dieser Thematik.

Auch mit der aktuellen sportlichen Lage können die Turiner natürlich nicht zufrieden sein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Leistungsträger wie Paul Pogba, Ángel Di María und Federico Chiesa dem Team aufgrund von Verletzungen fehlen. Deshalb hat FanQ die deutschen Fußballfans befragt, ob die Tage von Massimiliano Allegri als Übungsleiter von Juventus Turin gezählt sind. Fast drei Viertel (74,78 %) der Umfrageteilnehmer denken, dass die ‚Biancneri‘ einen neuen Coach brauchen. Lediglich 13,91 % der Befragten vertrauen weiterhin in die Fähigkeiten 55-Jährigen. Bleibt abzuwarten, ob der einstige Serienmeister den Neuanfang mit dem aktuellen Chefanweiser wagt oder ob sich die Verantwortlichen dazu entscheiden, auch auf der Trainerposition für frischen Wind zu sorgen.

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