1. FC Köln schreibt tiefrote Zahlen – Fans in unterschiedlichem Ausmaß überrascht
Von rund 120 000 Mitgliedern fanden 913 den Weg in die Lanxess-Arena zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln. Sportlich steht der ‚Effzeh‘ derzeit ganz gut da, sodass die Anwesenden einen weitgehend harmonischen Abend erlebten. In finanzieller Hinsicht hatten die Clubverantwortlichen jedoch keine guten Nachrichten für ihre Mitglieder. FanQ hat die Fußballfans in Deutschland deshalb befragt, wie sehr es sie überrascht, dass die Domstädter im letzten Jahr ein dickes Minus geschrieben haben.
Positive sportliche Situation als Hoffnungsschimmer
Der seit Januar als Geschäftsführer Finanzen tätige Philipp Türoff musste auf der Mitgliederversammlung tiefrote Zahlen präsentieren und fand dabei sowohl warnende als auch zuversichtliche Worte. Bei einem Umsatz von 148,4 Millionen Euro machte der 1. FC Köln einen Verlust von 15,7 Millionen Euro nach Steuern. Somit lasten inzwischen rund 66 Millionen Euro Verbindlichkeiten auf dem Conference-League-Teilnehmer. Das Eigenkapital schrumpfte von 16,9 Millionen Euro auf 3,2 Millionen Euro.
Der 46-Jährige wies dabei darauf hin, dass die negative Bilanz „stark unter dem Einfluss der Pandemie“ zustande kam. Weil dies bereits das zweite Jahr hintereinander unter diesen Bedingungen war, konnte mit Aussicht auf Besserung nicht gerechnet werden. Er bezeichnete den „Effzeh“ als „finanzwirtschaftlichen Sanierungsfall“ und warnte, dass ein weiteres Jahr mit Bedingungen wie zu Corona-Zeiten nur schwer zu stemmen sei. Darüber hinaus wies er darauf hin, dass die Domstädter Sponsorengelder in Höhe von elf Millionen Euro vorgezogen kassierten, damit man das „Bild stabilisieren“ konnte. Da man diese Einnahmen bereits ausgegeben hat, fehlen sie jedoch in der nächsten Bilanz.
Mit Blick auf die gute sportliche Situation machte Türoff den Mitgliedern aber auch Hoffnung. „Die bemerkenswerte sportliche Entwicklung kann dazu beitragen, den FC schneller auf ein stabiles Fundament zu stellen, wenn wir den eingeschlagenen strategischen Weg konsequent fortsetzen“, sagte er. So summieren sich die Einnahmen aus Platz sieben der vergangenen Saison und der Qualifikation für die Conference League im Idealfall auf zehn Millionen Euro.
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Anschließend stellte er die positiven Aspekte der finanziellen Situation in den Vordergrund: „Wichtig in dieser sehr herausfordernden finanziellen Lage waren uns drei Ziele, die wir erreichen konnten. Die Liquidität des 1. FC Köln war im Jahresverlauf zu jeder Zeit gesichert. Wir haben für die inzwischen laufende Spielzeit die Lizenz ohne Auflagen erhalten und wir schließen das Geschäftsjahr mit einem, wenn auch sehr geringen, aber positiven Eigenkapital ab.“
In den kommenden Jahren soll der Abbau der Verbindlichkeiten die Finanzpolitik der ‚Geißböcke‘ bestimmen. Daran soll sich auch die Entwicklung des Lizenzspieler-Kaders orientieren. Dieser soll sich durch die erstklassige Ausbildung und entsprechend hohe Durchlässigkeit aus dem Juniorenbereich, die Verpflichtung ablösefreier Spieler, die Marktwerterhöhung der Spieler und – falls erforderlich – den Verkauf dieser Spieler auszeichnen. Zwei aktuelle Beispiele hierfür wären Salih Özcan und Anthony Modeste, die man für insgesamt rund zehn Millionen Euro an den BVB abgab.
FanQ hat die deutschen Fußballfans in diesem Zusammenhang befragt, ob sie von den roten Zahlen des Clubs überrascht sind. Die an der Umfrage teilnehmenden Personen stimmen dabei durchschnittlich mit 2,87 von fünf möglichen Sternen. Das Ergebnis ist das Resultat von zwei verschiedenen Tendenzen. So dürften diejenigen, die es mit dem ‚Effzeh‘ halten und am Geschehen rund um den Club interessiert sind, wenig überrascht davon sein, dass ihr Herzensverein einen Verlust von über 15 Millionen Euro hinnehmen musste. Die eingefleischten Köln-Fans dürften zu den 35,51 % gehören, die maximal zwei Sterne vergeben. Diejenigen, die die Domstädter weniger intensiv verfolgen, dürften hingegen zum Teil durchaus überrascht von den roten Zahlen des Clubs sein. Sie bilden die 33,64 %, die mit vier oder fünf Sternen stimmen.